Achtspur-Studiostandard Alesis ADAT

ADAT XT

ADAT-Gebrauchtkauf

Wer einen Remix von bestehendem Musikmaterial angehen will, bekommt die Mehrspur-Aufzeichnung sehr oft auf ADAT-Cassetten angeliefert. Aus diesem Grund ist mindestens ein ADAT-Recorder im Studio auch heute noch notwendig. Wer noch keinen hat und jetzt einen braucht, steht jedoch vor dem Problem, daß Alesis die Produktion eingestellt hat und es daher keine neuen ADATs auf dem Markt mehr gibt. Da aber ca. 100.000 ADATs und kompatible verkauft wurden, sind recht viele davon auf dem Gebrauchtmarkt zu finden. Aber wie stellt ein Interessent eines Gebraucht-Angebotes fest, ob das Gerät noch in Ordnung ist, wie alt es ist, und wie intensiv es benutzt wurde? Hier sollten Euch die folgenden Tips helfen.

Die erste Information zum Alter erhaltet Ihr schon durch bloßes Hinsehen: Wenn das Alesis-Logo auf die Frontplatte aufgedruckt ist, wurde das Gerät vor Mai 1994 gebaut. Prangt dagegen ein silbernes Kunststoff-Logo auf der schwarzen Frontplatte, so wurde der Recorder zwischen Mai 1994 und November 1995 gebaut. Seit Anfang 1996 gibt es keine schwarzen Classic-ADATs mehr, sondern nur noch XTs.

Wenn der Set Locate Knopf gedrückt und der schnelle Vorlauf betätigt wird, zeigt das Display die Software-Version an. Wenn Du den ADAT einzeln betreiben möchtest, ist die Version im Prinzip egal. Ab Version 4.0 verfügt ein ADAT aber über erweiterte Funktionen wie beispielsweise eine erhöhte Spielzeit. Die neueste Version ist 4.03 und kann in allen ADATs mit schwarzer Frontplatte nachgerüstet werden. Wenn Du mehrere ADATs im Verbund benutzen möchten, sollten alle den gleichen Softwarestand haben.

Auch das äußere Erscheinungsbild sagt viel über den Zustand des Geräts aus. Schrammen auf der Ober- und Unterseite sind egal, da sie durch den Rackeinbau entstehen. Stärkere Beschädigungen oder gar eine verwundene Frontplatte sind jedoch ein Grund, vom Kauf Abstand zu nehmen, da das Laufwerk direkt auf den Chassis-Blechen befestigt ist. Ein ADAT XT ist dagegen etwas härter im Nehmen, denn er verfügt schon über ein Druckguß-Chassis. Kaufe möglichst ein Gerät von einem Nichtraucher, denn vom Zigarettenrauch bilden sich Rückstände auf den mechanischen Teilen, die dem ADAT schaden.

Frage den Verkäufer auch, wie intensiv er seinen ADAT benutzt hat und ob er ihn regelmäßig zur Wartung gegeben hat. Die Betriebsstunden des Kopfes zeigt der ADAT an, wenn Du bei gedrückter Set Locate Taste die Stop-Taste betätigst. Nach jeweils 250 Stunden sollte eine professionelle Reinigung erfolgen, nach 500 Stunden sollte der Bandzug überprüft werden, nach 1.000 Stunden sollte der Bandtransport neu justiert werden, und nach 3.000 Stunden ist eine Überholung des Laufwerks fällig. Sofern diese Wartungsarbeiten durchgeführt wurden, spricht nichts gegen ein Gerät mit vielen Betriebsstunden. Auf der sicheren Seite bist Du natürlich, wenn der ADAT weniger benutzt wurde. Für einen ADAT mit weniger Betriebsstunden kannst Du also einen etwas höheren Preis bezahlen. Unabhängig von den Betriebsstunden solltest Du vorsorglich alle Gummiteile, die Riemen und den laufwerksinternen Mode-Schalter austauschen lassen, wenn der ADAT seit mehr als 2 Jahren nicht mehr gewartet wurde.

Sofern der Verkäufer bereit ist, das Gehäuse zu öffnen, solltest Du einen Blick hineinwerfen. Zwischen den Wickeltellern ist ein Gummirad, das keinen Abrieb in die Umgebung verteilen darf. Die Andruckrolle sollte nicht glänzen, sondern eine matte Lauffläche aufweisen. Der Capstan muß sauber und hochglänzend sein. Ist er matt oder gar mit Bandabrieb verkrustet, deutet das auf mangelnde Reinigung hin. Lege eine Cassette ein. Wenn das Band am Kopf anliegt, prüfe die Laufwerksfunktionen. Achte darauf, wie das Band um die Führungen und die Andruckrolle läuft. Es sollte kein Spiel haben, nicht ruckartig laufen, und beim Anhalten des Laufwerks keine Schlaufen bilden. Überprüfe das schnelle Spulen bei am Kopf anliegendem Band. Zweimaliges Drücken der Stop-Taste fädelt das Band aus dem Transportmechanismus aus. Wenn Du es dann vor- oder zurückspulst, läuft es direkt von einem zum anderen Bandwickel. Alle diese Funktionen müssen spielfrei und weich ablaufen. Teste die Funktionen am Anfang, in der Mitte und am Ende des Bandes, da sich Probleme manchmal nur bei bestimmten Positionen zeigen. Wenn die Spulen nach dem Anhalten nicht ganz stillstehen, ist dies ein Anzeichen für defekte Bremsen. Wird dagegen weiterhin Band aus der Cassette gezogen, hebt die Andruckrolle nicht weit genug von der Capstanwelle ab und muß nachgestellt werden. Wenn das Laufwerk laute Geräusche von sich gibt, liegt es meist an einer unzureichend geschmierten Tacho-Rolle, die diese Geräusche verursacht, oder der ADAT benötigt einen neuen Tacho-Riemen.

Wenn der Bandzug oder die Andruckrolle nicht richtig justiert ist, zeigen sich die Probleme zum Ende der Cassette am stärksten. Spule daher eine Cassette weit vor, nehme gegen Ende des Bandes ein paar Minuten eines beliebigen Signals auf allen acht Spuren auf, setze zwei Locatorpunkte im Abstand von zirka zwei Minuten, lasse diese Passage wiederholt wiedergeben, und achte nach einigen Durchläufen auf die Fehleranzeige. Während die Schleife wiedergegeben wird, kannst Du noch einen weiteren Test durchführen: Betätige den Punch-In und Punch-Out auf jeder Spur, achte auf analoge Verzerrungen während des Punch-Betriebs und auf digitale Störgeräusche an den Punch-Punkten. Wenn der ADAT diese Prüfungen problemlos meistert, hast Du mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Gerät in bestem Zustand vor Dir. Wenn Du Dir trotzdem noch unsicher bist, solltest Du das Gerät sicherheitshalber von einer Werkstatt überprüfen lassen. Es ist auch eine gute Idee, wenn Du Dich schon vor der Besichtigung mit der Werkstatt in Verbindung setzt. Wenn Du nämlich einen der oben genannten Fehler genau identifizieren kannst und den Preis für die Reparatur kennst, dann kannst Du das in Deine Preisverhandlung einbeziehen.


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